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Kasachstan und Oberschwaben: Weit mehr als Steppe und ländlicher Raum
Auf meine Einladung hin hat mich der kasachische Botschafter in Deutschland, Herr Dr. Onzhanov, am vergangenen Sonntag und Montag in meinem Wahlkreis besucht. Der Schwerpunkt seines Besuches lag auf Gesprächen mit Wirtschaftsvertretern in der Region. Wir waren in der IHK Ulm zu einer Diskussionsrunde mit Mittelständlern sowie beim Liebherr Werk in Ehingen. Des Weiteren stand ein kultureller Besuch beim Ochsenhausener Freundeskreis „Hoffnung für Kasachstan“ auf dem Programm.
Im Gewölbekeller des Café Schäfers stellten Herr Dekan Schänzle, Herr Bürgermeister Denzel und Frau Schäfer die Besonderheiten Ochsenhausens sowie des örtlichen Freundeskreises „Hoffnung für Kasachstan“ dar. Der eigens aus Berlin angereiste Botschafter hörte den Schilderungen der ehrenamtlichen Gruppe, die administrativ vom Pfarramt begleitet wird und dem Land in Zentralasien freundschaftlich verbunden ist, aufmerksam zu. Die engagierten Helfer um Frau Schäfer organisieren in regelmäßigen Abständen LKW-Transporte mit Kleidern, Spielzeug, medizinischen Gegenständen etc. nach Kasachstan, um die ärmeren Bevölkerungsteile zu unterstützen. Es wurden Parallelen zwischen dem dynamisch-wachsenden, aufstrebenden Kasachstan und dem wirtschaftlich-stabilen Deutschland gezogen. In beiden Ländern müssen alle Bevölkerungsschichten vom wirtschaftlichen Wohlstand profitieren. Die Lieferungen wollen als freundschaftliche Geste für ein besseres Miteinander und nicht als bloße Sachspende gesehen werden. Viele Menschen in der Region, teilweise Deutsche mit kasachischem Hintergrund, sind in dem Freundeskreis engagiert und beleben einen regen Austausch der Kulturen.
Bei unserem Besuch in der IHK Ulm waren die zentralen Interessen der Gäste Kasachstans Rohstoffe (Gas, Erdöl, seltene Erden etc.), die sich sehr schnell entwickelnde Volkswirtschaft sowie die günstige Lage in Zentralasien. Herr Botschafter Onzhanov erläuterte all diese Standortvorteil im Gespräch mit IHK-Präsident Dr. Kulitz, IHK-Hauptgeschäftsführer Sälzle und geladenen Unternehmern aus dem regionalen Klein- und Mittelstand. Die Wichtigkeit Kasachstans für Deutschland und Europa konnte ich anhand von zwei Verträgen verdeutlichen. Im letzten Jahr unterschrieben Bundeskanzlerin Merkel und der kasachische Präsident Nasarbajew ein weitreichendes Abkommen zur Zusammenarbeit im Rohstoff-, Industrie- und Technologiebereich. Die EU ihrerseits verhandelt aktuell ein neues Partnerschaftsabkommen, das die politisch-wirtschaftlich-kulturellen Beziehungen weiter vertiefen soll. Für die Verhandlungen des EU-Kasachstan Abkommens bin ich innerhalb der EVP-Fraktion im Europäischen Parlament verantwortlich. Die Abkommen sollen unseren Verbindungen einen neuen rechtlich bindenden Rahmen geben.
Insbesondere IHK-Präsident Kulitz wusste mit markanten Zahlen das Potential der zentralasiatischen Republik herauszustellen. Kasachstan verfügt über reiche Vorkommen an mineralischen Rohstoffen (Erdöl, Erdgas, Kohle, Eisenerz, Mangan, Nickel, Kobalt, Zink, Bauxit, Gold und Uran) und seltenen Erden. Kasachstan hat nach China sehr große Vorkommen von seltenen Erden, die für unsere High-Tech Industrie zur Produktion von Handys, Plasmabildschirme, Laser, Akkus, Computer etc. unersetzbar sind.
Mit einem Handelsvolumen von 6 Mrd. Euro in 2012 ist Deutschland Kasachstans wichtigster Handelspartner in Europa und Kasachstan unser 6. größter Erdöllieferant. Der baden-württembergische Anteil am Handelsvolumen liegt bei 719 Mio. Euro oder rund 12 %. Mehr als 300 Unternehmen in unserer Heimatregion unterhalten Geschäftskontakte mit kasachischen Partnern. Wir exportieren insbesondere Maschinen, Fahrzeuge und elektronische Erzeugnisse nach Kasachstan und importieren Erdöl, Eisen und Stahl sowie Rohstoffe. Kasachstan möchte aber nicht nur Rohstoffe exportieren, sondern weiterverarbeitende Industrie im Land ansiedeln, um so eine umfassende Wertschöpfungskette aufzubauen. Hier sind Technologie, Wissenstransfer, Bildung und Ausbildung die Grundlage. Des Weiteren pries Botschafter Onzhanov die ausgesprochen günstige Lage Kasachstan als Tor zu Zentralasien, zu Südsibirien und zu Westchina.
Bei den Unternehmergesprächen (in der IHK und bei Liebherr) waren Rechtssicherheit bei Investitionen und erleichterte Visavergabe zentrale Inhalte. Darüber hinaus wurde von allen Seiten die entscheidende Rolle von Bildung, akademische oder duale, unterstrichen. Derzeit sind circa 700 kasachische Studenten in Deutschland. Diese Möglichkeit eines Auslandsaufenthaltes für junge Menschen muss weitere ausgebaut werden und Deutschland solle sein erfolgreiches System der dualen Berufsausbildung „exportieren“. Gemeinsame Projekte im Bereich der dualen Berufsausbildung sind erstrebenswert. Kasachen deutscher Abstammung oder Deutsche mit kasachischen Wurzeln sollen hier als „lebendige Brücken“ den Kontakt erleichtern. Auch bei dem anschließenden Pressegespräch konnten wir auf diese vielversprechenden Wirtschaftsaussichten Bezug nehmen. Auch das touristische und wissenschaftliche Potential war Diskussionsgegenstand. So konnten wir auf die kulturelle und wissenschaftliche Zusammenarbeit verweisen, da die EXPO 2017 in der kasachischen Hauptstadt Astana veranstaltet wird. Es war eine sehr informative und gelungene Veranstaltung, bei der allen Gästen deutlich wurde, dass Kasachstan weit mehr als weite Steppe und Nomaden zu bieten hat.
Alle Bilder: Eigene Bilder
Anbei noch ein Zeitungsartikel aus der Schwäbischen Zeitung: http://www.schwaebische.de/region/biberach-ulm/ochsenhausen/stadtnachrichten-ochsenhausen_artikel,-Kasachisch-schwaebisches-Treffen-in-Ochsenhausen-_arid,5498347.html
Ein Zeitungsartikel der Augsburger Allgemeinen: http://www.augsburger-allgemeine.de/neu-ulm/Kasachischer-Botschafter-wirbt-fuer-sein-Land-id26940501.html
Wirtschaftsdaten kompakt von Germany Trade & Invest zu Kasachstan:http://ahk.de/fileadmin/ahk_ahk/GTaI/kasachstan.pdf
Wirtschaftstrends kompakt Jahresmitte 2013 von Germany Trade & Invest zu Kasachstan: http://www.gtai.de/GTAI/Content/DE/Trade/Fachdaten/PUB/2013/06/pub201306108014_18120.pdf
April 2014
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