News

Strengere Regeln: EU schränkt Tierversuche ein

Tierversuche werden in der Europäischen Union künftig eingeschränkt. Die Europaabgeordneten in Straßburg billigten am Mittwoch eine Novelle einer EU-Richtlinie, wonach Tierversuche durch alternative, genehmigte Testverfahren ersetzt werden müssen, wenn dies möglich ist. Die Grünen beklagten dennoch, dass die Richtlinie in der Praxis kaum Verbesserungen bringen würde. Die EU-Staaten müssen dem Kompromiss noch zustimmen, dies gilt aber als sicher. Die Richtlinie kann dann in zwei Jahren in Kraft treten.

Sollten Tierversuche in der medizinischen Forschung nötig sein, muss die Zahl der verwendeten Tiere so gering wie möglich gehalten werden, erklärte die zuständige Verhandlerin im EU-Parlament, die deutsche CDU-Europaabgeordnete Elisabeth Jeggle. Zugleich lege die neue EU-Richtlinie umfassende Bestimmungen zum Schutz von Versuchstieren fest. So müssten etwa alle Züchter, Anbieter und Verwender über eine angemessene Ausbildung verfügen und bei den zuständigen nationalen Behörden eine Zulassung beantragen. "Bei Nichtbeachtung der Vorschriften kann die Zulassung wieder entzogen werden. Um die Einhaltung der Vorschriften zu gewähren, müssen die Mitgliedstaaten regelmäßige Kontrollen durchführen", erklärte Jeggle.

Mangelnde Standards bei Importen in die EU

"Das ist ein Durchbruch für den Tierschutz und zugleich eine gute Balance zwischen dem Schutz der Versuchstiere und dem Erhalt des Forschungsstandorts Europa", betonte die EU-Abgeordnete. "Wir haben einen sehr guten Kompromiss für ein sehr schwieriges Dossier gefunden", sagte EU-Gesundheitskommissar John Dalli.

Die SPÖ-Europaabgeordnete Karin Kadenbach sprach von einem "gelungenen Balanceakt" zwischen Tierschutz und Gesundheitsfürsorge. Die neue EU-Richtlinie bringe neue Vorabgenehmigungen und strengere Kontrollen. Die ÖVP-Europaabgeordnete Elisabeth Köstinger merkte kritisch an, dass mehr Bürokratie den Tierschutz noch nicht verbessern würde. Wenn die EU, die bereits die weltweit höchsten Tierschutzstandards habe, hohe Normen wolle, sollten auch die die Standards der Importe nach Europa berücksichtigt werden.

Die Grünen kritisierten, bei der Neufassung der EU-Richtlinie sei eine Chance vertan worden. "Tierversuche können auch mit der neuen Richtlinie nahezu ungebremst so wie bisher durchgeführt werden", sagte der deutsche Grün-Abgeordnete Martin Häusling. Wichtig wäre nach Ansicht der Grünen, strengere nationale Gesetzgebungen im Tierschutz zuzulassen, dies werde den EU-Staaten aber nicht erlaubt. "An nicht menschlichen Primaten dürfen immer noch zahlreiche mit dem Tierschutz unvereinbare Versuche durchgeführt werden. Das sollte aus unserer Sicht dringend unterbunden werden", meinte der Grün-Abgeordnete.

Erstmals Rückgang bei Versuchszahlen in Ö

Welche Auswirkungen die neuen Bestimmungen auf die Zahl der Tierversuche haben werden, ist noch nicht absehbar. In Österreich ist die Zahl bereits jetzt erstmals seit Jahren zurückgegangen: Im Vorjahr wurden in Österreich 207.738 Versuchstiere verwendet, 2008 waren es noch 220.456. Das entspricht einem Rückgang um rund 5,8 Prozent, so die entsprechende Statistik des Wissenschaftsministeriums.

Im Rahmen der Experimente und Tests sind nach wie vor Mäuse die am häufigsten verwendete Tierart (169.421 Stück). Ihnen folgen mit deutlichem Abstand Kaninchen (16.441), Ratten (8796), Meerschweinchen (3664), Schweine (5291) und Fische (1728). Aber auch Katzen, Hunde, Hamster und Amphibien blieben nicht verschont. Drei Viertel der Versuchstiere (146.519) wurden für die Forschung, Entwicklung, Herstellung und Qualitätskontrolle von Produkten und Geräten der Human-, Zahn- und Veterinärmedizin verwendet.

Quelle: 08.09.2010 | 13:52 |  DiePresse.com

Zum Artikel

Weitere Links zu inhaltsverwandten Artikeln:

Zum Artikel der Osnabrücker Zeitung

Zum Artikel der Tagesschau

Zum Artikel von DerStandard.at

Zum Artikel von Greenpeace-Magazin.de

 



 
www.eppgroup.eu www.cdu.de
Newsletter

Sie können unseren Newsletter hier abonnieren.

Infobriefe
Termine

Keine Artikel in dieser Ansicht.

Impressum   Kontakt